Reisebericht von Robert Grundl nach Togo

25.04.2014 15:24 von Angelika Göricke

Containersendung mit Hilfsgütern für die Kinder in Togo

Hintergründe

Im Frühjahr 2013 sammelte sich ein riesiges Warenlager bei den Pöschls an, aus dem noch im August ein Container mit Hilfsgütern und ein Auto nach Liberia an das Waisenhaus gesendet wurden. Ein weiterer Container sollte an die Grundschule in Sanda-Togo und an ein Waisenhaus im Norden Togos gesendet werden mit folgendem Inhalt: Ein VW Bus, 2 Solarkocher, 2 Krankenbetten, 10 Fahrräder u.v.m.

Als dann die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) kurzfristig einen 20 Fuß Container stellte und die Übernahme der Transportkosten nach Togo zusagte, wurde das Spendenmaterial übers Wochenende verpackt und zusammen mit dem VW Bus verstaut.

In Anbetracht der erwarteten Zoll- und Sprachprobleme nahm das Projektteam Kontakt mit der Organisation ONG AGERTO in Lome auf, die bei einer zollbegünstigten Einfuhr in Togo helfen sollte. Herr Komi Amavi  von „Felix + Partner“ in Lome sollte Unterkunft und Transportgelegenheit beschaffen und Übersetzungsarbeit leisten.

Am 16. Dezember 2013 wurde der Container in Landshut bei der Familie Brandl abgeholt. Wenn das Schiff am 14. Januar 2014 in Lomé anlegt, sollte Robert Grundl vor Ort sein, um den Container und seinen Inhalt zu übernehmen. Soweit - so gut!

 

Lomé

Am 13. Januar um 20 Uhr Ortszeit landet der A340 in Lomé und eine Stunde später bin ich dann in dem etwas mickrigen Flughafengebäude in der Warteschlange. Felix Amavi samt Fahrer „Prince“ und Auto sind bereits da. In meiner Unterkunft wo ich der einzige „Gast“ bin, habe ich ein großes Zimmer mit großem Bett, Ventilator, Wandschrank, Dusche/ WC, gut!

Erst am nächsten Tag merke ich, wie großflächig Lomé ist, wie weit außen wir wohnen und wie dicht der Verkehr auch auf den 4-spurigen neuen Ausfallstraßen ist. Von unserem Haus in die Innenstadt bzw. zum Hafen oder Zolloffice sind es 15 km (40 Min) und dann wieder zurück! Es sind überwiegend Motorräder und viele Taxis, die die Straßen füllen, immer und überall fahren und rechts, Mitte, links überholen. Schnell fahren kostet Nerven!

Nun zu meiner „Mission“, die ich in einer Woche abgewickelt haben wollte, wie ich mir vorstellte. Denn mit dem Rest meiner Zeit wollte ich Nord Togo und den Pendjari Park in Benin besuchen. Wir fahren gleich am 1. Tag zum MAERSK Büro. Ja, der  Container ist heute angekommen! Aber wir dürfen nicht in den Hafen. Die ganze Einfuhr-, Auspack- und Transportprozedur darf nur ein zugelassener „Gèrant“ machen.

Am nächsten Tag fragen wir bei dem „zollbegünstigten“ Sendungsempfänger ONG AGERTO nach. Der empfiehlt uns einen „Gèrant“ Attiogbey.  Der will 200 t F (300 EUR) Honorar. Da die Konkurrenten genau so viel verlangen, gebe ich dem AGERTO Gèrant die Containerunterlagen.

Wieder einen Tag später kommt sein Angebot:  für den Container ohne Auto rechnet er 1,5 Mio. FCFA, ohne AGERTO-Anmeldung 1,9 Mio. (3000 EUR) - nur Gebühren, noch kein Zoll!! Das Auto wird geschätzt auf 400 t F (600 EUR) Gebühren und 400 t F (600 EUR) Zoll. IRRE!

Nach der ersten Woche ist mir klar, dass ich ohne die Hilfe von Felix und Prince weder bei den Verhandlungen mit Spediteur, Fuhrunternehmer und Behörden noch logistisch weiter kommen würde. Außerdem kennen die beiden sehr viele relevante Leute und die Stadt Lomé.

Die zweite Woche ist rum und ich kann mir in meinem Optimismus nicht vorstellen, dass die folgenden 3 Wochen, von kleinen (entscheidenden) Unterschieden abgesehen, genau so ablaufen werden.

Am Dienstag erklärt uns der oberste „Zolldirecteur“, dass wir eine kleine „Bagatelle“ zu erledigen hätten – wir brauchen ein Dokument „D41“. Dieses Papier bedeutet eine Woche Verzögerung und 350 t CFA (500 EUR)  extra. Es ist nutzlos, da es nur für kommerzielle Güter gedacht ist. Der Directeur hätte das Papier persönlich eingeführt, heißt es, um Hilfslieferungen in den Süden Togos (da kommt er her) mit Präferenz steuern zu können. Wir wollen mit unserem Zeug in den Norden. Tja.

Gèrant Attiogbey bestellt uns jeden Tag - manchmal vormittags und nachmittags - zu sich, in den Hafen, ins Ministerium usw. weil wir „heute“ den Container bekommen sollen!

Erst am Montag, den 3. Februar ist es soweit! Am Hafennebeneingang berappen wir jeder 500 F (0,75 EUR) Eintrittsgeld für die Hafenpolizei und dürfen unseren Container sehen. Um 10:30 Uhr kommen 2 betresste Zöllner mit Knechten, die das Containersiegel aufbrechen. Wir laden den Containerinhalt vor die Kiste und verteidigen handgreiflich die Güter erst gegen alle, irgendwann nur noch gegen solche mit weniger als 3 Sternen auf den Schultern.

Der leere VW Bus wird auf einem separaten Platz abgestellt, wo man mir gleich sagt, dass es 8 000 FCFA/Tag (10 EUR) Stellgebühr kosten wird. Am späten Nachmittag räumen wir alles wieder in den Container und ich verschließe ihn mit einem guten Radschloss. Das war der erste Schritt und wieder ist ein Tag vergangen.

Erst am Donnerstag, 6. Februar beladen wir den Daimler 608 Kastenwagen mit allem. Natürlich wieder unter Aufsicht von Zoll- und Hafenpolizisten. Die beschweren sich erst, weil ich den Container verschlossen hatte - was wollten die da?? Ich streite mich rum und wimmle sie ab.

Der LKW bricht am frühen Morgen nach Sanda auf, Prince fährt mit. Leider dauert der Transport nach Sanda (450 km) und zurück drei Tage und drei Nächte wegen diverser Pannen mit dem LKW - zweiter Schritt!

Ich kaufe mir ein Busticket und fahre am Samstag früh nach Kara, wo ich von Mathildas Papa abgeholt werde. Ich bleibe das Wochenende in Sanda und komme am Dienstagabend nach Lomé zurück.

Am Mittwoch erhalten wir das Auto. Die Abwicklung am Freitag dauert den ganzen Tag! Punkt 18 Uhr kommt der VW Bus als letztes Fahrzeug des Tages aus der Halle mit Kennzeichen und Versicherung - dritter Schritt!

Ich verpflichte Felix und Prince darauf, den VW Bus nächste Woche nach Sanda zu fahren und  hinterlasse Felix 200 t F (300 EUR) für die Anmeldung von „Kinder Afrikas“ als Verein in Togo. Damit ist meine „Mission“ für die Überführung des Containers beendet.

Am Samstag ist endlich Zeit für ein Wellenbad am Atlantikstrand von Lomé. Ich fahre mit dem VW Bus durch Lomé!

Am Abend ging der Flieger wieder über Paris heim in den bayerischen Frühling.

Robert Grundl, 23. Februar 2014

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